Zu wenig Frauen in Forschung und Lehre: Wie kann eine Karriere in der Wissenschaft für Frauen attraktiver werden

Die Gründe dafür, dass deutlich weniger Frauen als Männer in der Wissenschaft arbeiten, sind vielfältig: Zum einen stehen Frauen auch in der Wissenschaft vor dem Problem der schlechten Vereinbarkeit des Berufslebens mit Kindern und Familie, zum anderen sind die Arbeitsbedingungen an Universitäten und in den Forschungsabteilungen von Unternehmen nach wie vor mangelhaft. Hinzu kommt, dass es noch immer wenige Vorbilder für Frauen in der Wissenschaft gibt – vor allem wenn man die höheren Stufen der Job-Hierarchien betrachtet. Wissenschaft und Forschung sind in Köpfen vieler Menschen auch heutzutage noch eine Männerdomäne: Immer wieder klagen Wissenschaftlerinnen über Vorurteile und veraltete Rollenbilder in forschenden Unternehmen und an Universitäten.

Die aktuelle Situation in Deutschland

Deutsche Hochschulen verzeichnen seit dem Jahr 2019 mehr weibliche Studierende als männliche. Bei Promotionen lag der Frauenanteil 2021 in Deutschland bei 48 %. Dies stellt eine Steigerung von 47 % im Vergleich zum Vorjahr dar. Bei den Hochschulprofessuren ist nur gut ein Viertel der Stellen von Frauen besetzt. Auch der Frauenanteil an Rektorinnen und Präsidentinnen von Fachhochschulen oder Universitäten liegt bei ungefähr einem Viertel.

Statistik Frauen akademische Laufbahn

Die Zahlen in Wirtschaftsunternehmen sprechen eine ähnliche Sprache: Der Frauenanteil in den Forschungsabteilungen deutscher Unternehmen lag 2019 bei lediglich 15%.

Betrachtet man die Situation im europäischen Ausland, so wird deutlich, dass der allgemeine Frauenanteil in Deutschland im Bereich Forschung und Entwicklung vergleichsweise sehr gering ist. Im Jahr 2019 verzeichnete hier Lettland den höchsten Wert mit einem Anteil von 50,6 % und der niedrigste Wert war mit 27,2 % in Tschechien zu finden. Der Frauenanteil in Deutschland lag nur bei 28,1 % und damit unter dem Durchschnitt in der Europäischen Union (32,9 %).

Doch es macht sich auch ein Wandel bemerkbar: Die jüngere Generation ist sich des Problems bewusster als die ältere Generation, wodurch das Thema an Bedeutung gewinnt. Aber auch unabhängig davon werden die alten Rollenbilder zunehmend aufgebrochen, was man daran sieht, dass heute insgesamt immer mehr Frauen studieren und auch promovieren als noch einige Jahre zuvor.

Berufsbilder für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Unternehmen

Das Angebot an wissenschaftlichen Berufen außerhalb von universitären Einrichtungen ist groß. Ein klassisches Beispiel wäre die Position der Laborleitung. In den meisten Fällen gibt es hierfür zwei Personen: die ärztliche sowie die technische Laborleitung. Als ärztliche Laborleiterin oder Laborleiter trägt man die Verantwortung über die medizinischen Leistungen im Labor und ist die Ansprechperson für beispielsweise Aufsichtsbehörden. Die technische Laborleiterin oder der technische Laborleiter kümmert sich um einen reibungslosen technischen Ablauf und organisiert die laborinternen Prozesse.

Ein weiterer Beruf ist der Medical Manager. Personen, die diese Positionen innehaben, bilden die Schnittstelle zwischen verschiedenen Abteilungen eines Arzneimittelherstellers: Entwicklung, Zulassung, Marketing und Vertrieb.

Es gibt außerdem noch das Forschungsmanagement mit den Aufgaben der Betreuung von Forschungsprojekten. Die Forschenden werden vor allem bei den administrativen Tätigkeiten begleitet und unterstützt.  

Familienplanung in der Forschung

Grundsätzlich stellt das Thema der Vereinbarkeit von Karriere und Familie für Frauen in vielen Berufsgruppen noch immer eine Herausforderung dar – so auch für Frauen in Lehre und Forschung.

Für Frauen, die eine Karriere an deutschen Universitäten anstreben, kommen jedoch einige strukturelle Hürden erschwerend hinzu: So bekommen ein Großteil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgrund des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) nur befristete Arbeitsverträge. Diese fehlende Sicherheit ist ein großer Nachteil, wenn es um die neuen Verpflichtungen geht, die mit Kindern einhergehen.

Zudem ist es gerade im Forschungsbereich nicht unüblich, regelmäßig umzuziehen, da die passende neue Stelle (beispielsweise nach dem Abschluss eines Projekts an einer Universität) nicht selten in einer anderen Stadt zu finden ist. Betrifft dies nun auch einen Partner oder eine Partnerin und Kinder, ist das für die meisten Frauen in der Wissenschaft logistisch nicht ohne weiteres möglich.

Wie die Situation verbessert werden kann

Oftmals geht es in der Forschung darum, mit dem eigenen Forschungsprofil zu überzeugen und sich als Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin zu profilieren. Eine Möglichkeit, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, sind möglicherweise geteilte Forschungsprojekt-Leitungen. Das Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt am Main gilt hier als Vorreiter, denn seit dem Frühjahr 2020 leiten dort zwei Frauen gemeinsam das Zero-Noise Lab.

Frauen im Bewerbungsprozess bevorzugen – ein Fall von Diskriminierung?

Die Universität in Eindhoven ist einen alternativen Weg gegangen: Im Jahr 2009 wurde das Irène-Curie-Programm ins Leben gerufen. Das Ziel und somit auch die Folge war, dass 12 Monate lang nur Frauen bei der Besetzung von offenen Stellen berücksichtigt wurden, außer es fand sich innerhalb von sechs Monaten keine qualifizierte Frau für eine Position – in diesem Fall wurden dann auch Männer berücksichtigt. Allerdings musste das Programm zwischenzeitlich beendet werden, da einige männliche Bewerber wegen Diskriminierung geklagt haben. Nach einer Überarbeitung des Programms genehmigte der niederländische Menschenrechtsrat es jedoch. Das Ergebnis: Wenn es an Fakultäten einen Frauenanteil von weniger als 35 % bei den Wissenschaftlerinnen gibt, dann dürfen Frauen bei Bewerbungen für offene Stellen bevorzugt werden.

Dank des Programms ist der Anteil von Professorinnen und Assistenzprofessorinnen um je etwa drei Prozent gestiegen ist und der Anteil bei Juniorprofessorinnen sogar um mehr als fünf Prozent.
Auch heutzutage wird das Irène-Curie-Programm noch regelmäßig evaluiert und entsprechend angepasst.

Vorbilder und Mentoring-Programme

Eine weitere Möglichkeit für Universitäten, Hochschulen und Unternehmen, Frauen in der Wissenschaft zu unterstützen, sind Mentoren- und Coaching-Programme – gerade auch in höheren wissenschaftlichen Positionen. So können Vorbilder geschaffen und Wissen sowie Erfahrungswerte weitergegeben werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist darüber hinaus auch der Netzwerkgedanke und die Möglichkeit, dass sich Frauen gegenseitig unterstützen können.

Mehr Frauen in Forschung und Lehre: Was muss getan werden?

Auch wenn der Anteil von Frauen in der Wissenschaft in den letzten Jahren stetig ansteigt, ist vor allem auf höheren Ebenen noch viel Raum für Verbesserungen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie dem Problem begegnet werden kann:

  • Mehr Sichtbarkeit durch mehr Vorbilder schaffen
  • Attraktivere Arbeits- und Rahmenbedingungen schaffen
  • Mentoring Programme anbieten
  • Zusätzliche Maßnahmen, wie Job-Sharing-Möglichkeiten, in Betracht ziehen
  • Strukturelle Probleme mit Hilfe der Politik angehen

Die Frage nach Quoten wirft jedes Mal aufs Neue wieder Diskussionen auf, da die vielen, vermeintlich positiven Aspekte meist nur auf den ersten Blick hervortreten – das Beispiel der Universität Eindhoven mit dem Irène-Curie-Programm hat auch das wieder bestätigt. Allerdings hat das Programm trotz der Kritik und trotz der Klagen nachweislich zu einer verbesserten Frauenquote geführt. Vielleicht bedeutet das, dass ein erster provokanter Schritt sowohl für Unternehmen als auch Universitäten ein Schritt in die richtige Richtung bedeuten kann.

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