In Zeiten des Fachkräftemangels bieten sie Kompetenz, Erfahrung und sind eine echte Unterstützung bei kurzfristigen oder besonderen Aufgaben: Zahlreiche Studien zeigen, dass Unternehmen in Zukunft noch häufiger Freiberufler statt Festangestellte beschäftigen werden.
Die Expertise der Freelancer und ihre Spezialisierungen sind die schlagkräftigsten Argumente für ihren Einsatz und sichert ihnen in vielen Bereichen eine gute bis sehr gute Auftragslage.
Freiberuflichkeit ist eines der wesentlichen Arbeitsmodelle der Zukunft und die Quote der Selbstständigen wird sich immer weiter erhöhen. Darüber sind sich Experten einig. 2018 gab es in Deutschland bereits rund 1,407 Millionen Selbstständige in freien Berufen und aktuell wird die Zahl der Solo-Selbstständigen, also von Selbstständigen ohne Beschäftigte, mit rund 2,3 Millionen angegeben.
Das sind gewaltige Größenordnungen, doch die Konsequenzen dieser Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt und der Wert der selbständigen Wissensarbeiter für Wirtschaft und Gesellschaft sind in der Politik noch längst nicht angekommen. Noch immer propagieren die politischen Entscheider ein althergebrachtes Idealbild einer Gesellschaft in unkündbarer Vollzeit-Festanstellung.
Liegt es daran, dass die Deutschen seit jeher skeptisch sind, wenn es um neue Arbeitsmodelle geht? Der „Gig-Worker“ bei Handwerkern und Dienstleistern erscheint vielen Menschen fremd und nur eine fehlgeleitete Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Aber Selbständige sind eben nicht nur Ärzte, Anwälte und Architekten. Die Digitalisierung schafft für viele weitere Berufsgruppen mehr Raum für freiberufliche Tätigkeiten und das auftragsbezogene Einbringen von Spezialwissen.
Doch egal, ob höchste berufliche Expertise, bewusste Entscheidung für die Selbständigkeit, eine echte Unternehmerpersönlichkeit und gute Auftrags- und damit Einkommenslage den Freelancer auszeichnen, vielfach wird die „Solo-Selbständigkeit“ von den Behörden als „Schein-Selbständigkeit“ klassifiziert.
Denn das Bild in den Köpfen der Sachbearbeiterinnen und Sacharbeitern stimmt mit der Realität nicht mehr überein. Für sie bleibt der Freelancer weiterhin „abhängig“ vom Unternehmen, das ihn beauftragt und in einer finanziell prekären Situation hält. Schuld sind nicht mehr zeitgemäße Kriterien eines Prüfkatalogs, die Freelancer unter Generalverdacht stellen, ein Anstellungsverhältnis zu verschleiern. So als ob sie und der Auftraggeber Sozialabgaben sparen und Arbeitnehmerrechte aushebeln wollten.
Als erste Partei wollen nun die Freien Demokraten Abhilfe schaffen. Im Zentrum der Initiative, den die FDP-Fraktion nach der Sommerpause im Bundestag vorstellen will, steht eine Reform des sogenannten Statusfeststellungsverfahrens durch die Sozialversicherung. Sie prüft auf Antrag der Beteiligten, ob sie selbst den Auftragnehmer im konkreten Fall als Selbständigen oder als Angestellten einstuft. Diese Bewertung erfolgt jedoch nach den „unscharfen Negativkriterien der ‚Weisungsfreiheit‘ und ‚Nichteingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers‘“, wie die FDP zu Recht kritisiert.
Sie fordert eigenständige Positivkriterien, die verlässlich zur arbeitsrechtlichen und sozialrechtlichen Einordnung als selbständig führen. Dazu müssen natürlich auch verbindliche Honorargrenzen und der Nachweis einer Altersvorsorge, durch die Selbständigen gehören. Gleichzeitig sind die Prüfverfahren zu beschleunigen, damit die Einstufung im Statusfeststellungsverfahren nicht Monate oder Jahre nach der eigentlichen Auftragsleistung erfolgt wie bisher.
Ganz richtig formuliert es das Fraktionspapier: „Hinter der Vorstellung eines ‚Normalarbeitsverhältnisses‘ steht auch die Vorstellung der Vorhersagbarkeit und Planbarkeit – und nicht einer Offenheit für Wandel und Mut bei der Gestaltung der eigenen (Erwerbs-)Biografie. Heute wünschen sich zum Beispiel viele Menschen eine freiere und flexiblere Ausgestaltung ihrer Arbeit.“
Das ist ganz im Sinne aller, die selbstbestimmt arbeiten wollen und die Chancen des Marktes für sich nutzen möchten. Dieser Trend hin zur neuen Form der Kooperation und Zusammenarbeit hängt sicherlich auch mit der Generation Y zusammen.
Sie ist in der Arbeitswelt angekommen und lebte neue Werte, wie Selbstverwirklichung in der Arbeit, das Hobby zum Beruf machen und flache Hierarchien. All das lässt sich als Freelancer optimal umsetzen. Auch das ist ein Grund, warum die Zahl der Freiberufler in Zukunft noch weiter ansteigen wird. Selbständigkeit ist heute eine essentielle Säule unseres Arbeitsmarktes. Freelancer, die ihre eigene Einkommenslage im Griff haben und ihre persönliche Altersvorsorge aktiv organisieren, sind nicht schutzbedürftig. Im Gegenteil, sie brauchen die Freiheit, ihren Weg zu gehen. Die Aufgabe der Politik ist es, jetzt eine gerechte Grundlage zu schaffen, damit diese Stützen der wirtschaftlichen Entwicklung rechts- und planungssicher arbeiten können.