Neue Lebensbereiche, steigende Nachfrage, überalternde Bevölkerungsstrukturen: An Wachstumstreibern mangelt es der Life Science Branche nicht. Allerdings stellen instabile wirtschaftliche Bedingungen sowie die digitale und technologische Transformation Unternehmen auch mehr denn je vor Herausforderungen. Wie also sieht die Zukunft in diesem spannenden Markt aus?
Gesundheit ist das Thema der nächsten Dekade – und damit ein entscheidender wie großer Treiber der Entwicklungen im Pharma- und Biotech-Bereich. Der demografische Wandel, die chronologischen Erkrankungen und der wachsende Wohlstand in den Industrienationen führen zu immer neuen Innovationen. Gleichzeitig hat das Jahr 2020 dem Life Science Sektor durch die weltweite COVID-19-Pandemie einen immensen Bedeutungszuwachs beschert. Damit befinden sich die Unternehmen der Biowissenschaften in einer noch nie dagewesenen aber gleichzeitig auch extrem unsicheren Zeit. Hohe Nachlässe, gedeckelte Erstattungsbeträge und der Trend zu ergebnisorientierten Behandlungsverfahren üben Druck auf die Margen aus. Zudem birgt das Zusammentreffen von wissenschaftlichen Entwicklungen, technologischem Fortschritt und neuen Innovationen zwar ein enormes Potenzial zur Verbesserung des Lebens der Patienten, doch es erweist sich als nicht immer einfach, dieses Potenzial auch tatsächlich zu realisieren.
Gründe genug, einen Blick auf die top 3 Megatrends im Life Science Markt zu werfen:
Megatrend 1: Beschleunigte Digitalisierung
Die Neugestaltung von Arbeit, Arbeitsplatz und Arbeitsbedingungen trifft alle Sektoren – ebenso Unternehmen in der Life Science Branche. So geben laut einer aktuellen Deloitte-Studie, bei der mehr als 12.000 Experten in über 90 Ländern befragt wurden, ein Drittel aller Führungskräfte in der Pharmaindustrie an, dass die COVID-19-Pandemie die digitale Transformation um mindestens fünf Jahre beschleunigt hat. Das betrifft die innerbetrieblichen Abläufe ebenso wie die neue Rollenverteilung zwischen der pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik, aber auch die Interaktion mit den Kunden. Stichwort: virtuelle Pflege oder On-Demand-Produkte. Den Prognosen zufolge wird es in den nächsten Jahren im Bereich Medical Affairs wahrscheinlich mehr Investitionen und umfassendere, strategische Partner zur Ergänzung von wachsenden Rollen und Verantwortlichkeiten geben.
Das bedeutet Herausforderungen auf der einen, eine große Chance auf der anderen Seite – und zwar für Unternehmen, denen es gelingt, die digitale Transformationen als Fortschrittsmotor zu sehen. Denn so bringen beispielsweise Machine oder Deep Learning enorme Anwendungsmöglichkeiten für die Biowissenschaften. Sie haben das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Unternehmen arbeiten, Produkte herstellen, vertreiben oder erforschen und gleichzeitig erfüllen sie die Erwartungen der Verbraucher in punkto Kundenservice. Nach Untersuchungen des McKinsey Global Institute können alleine 80 Prozent aller logistischen Prozesse im Life Science Sektor mit Hilfe von maschinellem Lernen automatisiert werden. Aber auch die künstliche Intelligenz (KI) hat großen Einfluss auf die weiteren Entwicklungen. So kann KI dabei helfen, riesige Datensätze aus klinischen Studien, Gesundheitsakten und genetischen Profilen zu analysieren. In Pilotversuchen wurde berichtet, dass der Einsatz von KI-Technologien die Kosten im Gesundheitswesen um unglaubliche 50 Prozent gesenkt und gleichzeitig die Ergebnisse für die Patienten um mehr als 50 Prozent verbessert hat.
Für Unternehmen bedeutet das, dass sie sich auch mit Themen wie Cloud-Work, Data-Storage und IT-Security vertraut machen müssen – oder zumindest die entsprechenden strategischen wie operativen Experten projektbezogen einbinden sollten. Denn in dem Maße, in dem das Gesundheitssystem Technologien in der klinischen Medizin einsetzt, müssen Life Science Unternehmen zudem sicherstellen, dass alle Aspekte der Patientensicherheit, des Datenschutzes und des Schutzes der Privatsphäre höchste Priorität haben.
Megatrend 2: Globalisierung oder “Go-International”
Zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Markt mit den richtigen Partnern arbeiten: Durch die anhaltende Globalisierung wird es perspektivisch eine immer größere Rolle spielen, strategische Kooperationen und Fusionen einzugehen. Das M&A-Business kann damit in den nächsten Jahren zu einem klaren Wettbewerbsvorteil für Life Science Unternehmen werden. Durch die weltweite Aufweichung der Grenzen, dem zunehmend freien Verkehr von Finanzen und Waren sowie der internationalen Mobilität entsteht auch ein höherer Druck auf Unternehmen – einerseits durch mehr Marktteilnehmer sowie potenzielle Wettbewerber und andererseits auch durch veränderte wie verschärfte Vorschriften.
So haben neue Richtlinien wie die europäische Verordnung über Medizinprodukte oder die Verordnung über In-vitro-Diagnostika die Komplexität und die Kosten der Regulierung erhöht und gleichzeitig die internen juristischen Ressourcen belastet. Je breiter und stabiler sich Unternehmen auch grenzübergreifend aufstellen, umso flexibler können sie auf solche regulatorischen Rahmenbedingungen reagieren. Wer wettbewerbsfähig bleiben und wachsen will, muss damit mit internationalen Life Science Unternehmen kooperieren, eventuell sogar mit anderen Playern der Branche fusionieren.
Megatrend 3: Personalisierte Medizin
Die personalisierte Medizin gilt als der neue Megatrend in der Forschung. In dem Maße, in dem sich die Forschung in der Biowissenschaftsbranche ausweitet, entdecken viele Experten, dass einige Krankheiten durch genetische Codierung vererbt werden. Dies bedeutet, dass die Gesundheitsfürsorge auf der Grundlage von DNA-Informationen oder anderen Genom-Merkmalen besser angepasst werden kann. Das läutet eine neue Ära der personalisierten Medizin ein. Dabei soll jeder Patient mittels maßgeschneiderter, auf seine Erkrankung zugeschnittener Untersuchung wie Therapie behandelt werden.
Die individuellen Charakteristika einer Erkrankung werden unter Zuhilfenahme vor allem molekularbiologischer Methoden berücksichtigt, um die Effizienz einer Therapie zu steigern und die Nebenwirkungen zu minimieren oder auszuschließen. Was wie eine Zukunftsvision klingt, steht in der medizinischen Forschung hoch im Kurs und wird bereits jetzt schrittweise umgesetzt. So konnten schon erste Erfolge mit dieser neuen Behandlungsmethode bei diversen Krebserkrankungen erzielt werden. Zudem bewirkt auch die Technologie hier einen enormen Schub: Wearables, Telemedizin, und Social Media bringen völlig neue Perspektiven. Der Vormarsch der digitalen Gesundheitstechnologien sowie der personalisierten Medizin prägen die Geschäftsmodelle von morgen.
Prognosen zufolge werden die globalen Ausgaben für Medikamente von rund 1,27 im Jahr 2020 auf 1,6 Billionen US-Dollar im Jahr 2025 steigen. Dies zeigt, wie notwendig die LIfe Science Industrie für die Verbesserung der menschlichen Gesundheit ist und gleichzeitig, welches enorme Potenzial in der gesamten Life Science Branche steckt. Nur Unternehmen, die die wichtigen Themen der Zukunft kennen, können diese Trends zu ihren Gunsten nutzen. Denn jetzt gilt es, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um sich entsprechend auf dem Markt zu positionieren und einen strategischen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.