Nach wie vor ist Krebs eines der weltweit relevantesten Gesundheitsthemen: Allein im Jahr 2020 gab es nach Schätzungen der International Agency for Research on Cancer etwa 19,3 Millionen Krebsneuerkrankungen. In den letzten 40 Jahren konnten beachtliche Fortschritte in der Forschung zu Diagnose und Behandlung sowie zur Steigerung der Lebensqualität von Krebspatienten erzielt werden. Besonders hervorzuheben sind hier die Innovationen im Bereich der personalisierten Medizin sowie der technologische Fortschritt im Bereich der Medizintechnik.
Quelle: https://www.journalonko.de/infografiken/lesen/prognostizierte_anzahl_von_krebstodesfaellen_2020_2040
Nationale und internationale Initiativen und Programme rund um Krebserkrankungen
Die Relevanz rund um Aufklärung, Diagnose und Therapie wird auch anhand der nationalen und internationalen Programme und Initiativen rund um Krebserkrankungen deutlich. So findet seit 2000 jährlich am 4. Februar der Weltkrebstag statt, eine Initiative der „Union for International Cancer Control“ (UICC). Das Motto für die Jahre 2022 bis 2024 lautet: „Close the Care Gap – Everyone deserves access to cancer care“. Es gibt einige Herausforderungen in Bezug auf eine Chancengleichheit bei der Krebsversorgung in den verschiedenen Ländern und auf genau dieses Thema soll mit Hilfe des aktuellen Mottos mehr Aufmerksamkeit gelenkt werden.
Nationale Dekade gegen Krebs
In Deutschland wurde im Jahr 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Zusammenarbeit mit unter anderem dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe die Nationale Dekade gegen Krebs (NDK) ausgerufen. Mit dem Ziel die Krebsforschung zu stärken und deutlich voranzubringen, um eine Verbesserung der Prävention sowie eine erhöhte Früherkennung zu erreichen, arbeiten Fachkräfte aus der Krebsforschung und -förderung zusammen mit Experten aus dem Gesundheitswesen, der Politik und der Wirtschaft sowie der Gesellschaft an diesem Thema.
Um dieses Vorhaben auch tatsächlich in die Tat umsetzen zu können, werden Institutionen gestärkt und innovative Projekte gefördert. Im Fokus dieser Förderungen stehen Projekte der klinischen Forschung sowie Forschungsarbeiten im Bereich der Systemmedizin. Das Hauptziel ist es zu verstehen, wie Tumoren sich bilden, um sie noch besser und individueller zu behandeln. Ein grundlegendes Konzept steht dabei besonders im Fokus: die personalisierte Medizin.
Personalisierte Medizin im Rahmen der Krebsbehandlung
Durch eine Personalisierbarkeit der Behandlungen unterschiedlicher Krankheiten können grundsätzlich die Wirkung gesteigert und gleichzeitig die Nebenwirkungen von Medikamenten gesenkt werden. Die personalisierte Medizin konzentriert sich, wie der Name schon vermuten lässt, auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Patienten. Bei der Behandlung von Krebserkrankungen stehen dabei unter anderem die Art und das Stadium im Zentrum der Betrachtungen. Nicht zuletzt dank diesen Möglichkeiten sind verschiedene neue Ansätze und Innovationen im Rahmen der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen entstanden.
Im Folgenden erläutern wir die 4 Innovationen in der Krebsbehandlung der Zukunft.
1. Genauere Biopsie dank Laser-Mikrodissektion
Die Technik der Laser-Mikrodissektion gibt es seit Mitte der 1970er Jahre und seit den 1990er Jahren wird sie auch in der Krebsforschung eingesetzt und bildet oftmals die Grundlage für weiterführende, individuellere Behandlungen. Die hauptsächliche Anwendung findet die Technik im Bereich der Pathologie, da bei der Laser-Mirkodissektion die mutierten Zellen mit Hilfe eines sehr dünnen Laserstrahls noch erfolgreicher vom gesunden Gewebe isoliert werden, woraufhin molekulargenetische Untersuchungen vorgenommen werden können. Diese isolierten Zellen geben nun viele genauere Informationen über mögliche genetische Veränderungen.
Die Art des Tumors und auch der Krankheitsverlauf einer jeden Person unterscheidet sich meistens nicht unwesentlich von anderen. Dank der neuen Technik und der darin resultierenden genaueren Biopsie können personalisierte Methoden besser angewandt werden, was zu besseren Erfolgen führt.
2. Immuntherapie
Bei der Immuntherapie wird das körpereigene Immunsystem aktiviert, um Krebszellen zu erkennen und dann zu bekämpfen. Die Idee hinter dieser Methodik ist, die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers zu stärken und diese entweder als alleinstehende Therapie oder in Kombination mit anderen Behandlungsformen einzusetzen. Dabei gibt es verschiedene Vorgehensweisen in der Immuntherapie, beispielsweise sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren, eine spezielle Form von Antikörpern – diese verhindern normalerweise Autoimmunreaktionen gegen gesunde Zellen. In der Krebsbehandlung werden sie eingesetzt, um die „natürlichen Blockaden“ des Immunsystems zu lösen, sodass dieses die Krebszellen verstärkt bekämpfen kann. Darüber hinaus gibt es noch andere Antikörper, die dem Körper zugeführt werden können, um das Immunsystem teilweise zur aktiven Bekämpfung zu stimulieren. Insbesondere haben Antikörper im Rahmen der zielgerichteten Therapie aber die Aufgabe, überlebenswichtige Funktionen innerhalb der Krebszellen zu blockieren und diese damit zu schädigen. Eine weitere wichtige Form der Immuntherapie sind therapeutische Krebs-Impfungen: Hier werden neben Protein-Impfungen, dem T-Zell-Transfer, der Car-T-Zell-Therapie auch an DNA- und mRNA-Impfstoffen geforscht.
3. Individuelle Krebstherapien dank mRNA-Impfstoffen
Nachdem mRNA-Impfstoffe in der Bekämpfung von Covid-19 eine weltweite Anwendung gefunden haben, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun an der Ausweitung auf einen weiteren Anwendungsbereich: Das ursprüngliche Ziel für die mRNA-Forschung waren nicht die Corona-Impfungen, sondern Fortschritte in der Krebstherapie zu erreichen.
Mithilfe der mRNA, die auch messenger-RNA oder Boten-RNA genannt wird und sozusagen eine Kopie unserer DNA darstellt, wird der Körper unterstützt, die erkrankten Zellen zu erkennen und erfolgreich zu bekämpfen. Ein gesunder Körper erkennt bösartige und mutierte Zellen und zerstört diese, bevor sie Schaden anrichten können. Für die Zerstörung von erkrankten Zellen sind gewisse Proteine notwendig, die die entsprechenden Zellen aufspalten können und in der synthetisch hergestellten mRNA werden „Baupläne“ für genau diese Proteine gespeichert, damit der Körper selbstständig die Proteine bilden kann.
4. Weniger aggressive Strahlentherapie mit Wasserstoff- und Kohlenstoffionen
Am Marburger Ionen-Therapiezentrum (MIT) wurde eine neue Strahlentherapie-Methode entwickelt, die noch präziser dem Tumor gegenüber und gleichzeitig noch schonender für die Patientinnen und Patienten sein soll. Dieser Ansatz funktioniert über die Aktivierung einer Substanz im Tumor, die bei der Bestrahlung mit Licht Sauerstoff erzeugt und für eine Zerstörung des Gewebes sorgt. Bei der Bestrahlung wird neben Wasserstoffionen (Protonen) auch mit Kohlenstoffionen bestrahlt.
Innovationen in der Krebsbehandlung und -forschung verbessern Behandlung und erhöhen die Heilungschancen
All diese Innovationen zeigen, dass die Krebsforschung bedeutende Fortschritte erzielt hat und auch weiterhin erzielen wird. Wie in vielen anderen Bereichen zeigt sich auch hier das enorme Potenzial und die Bedeutung der Life Science Branche für unsere Gesellschaft. Neue Verfahren und Ansätze verfolgen das Ziel, bessere Ergebnisse in der Diagnose und Behandlung zu ermöglichen und die Lebensqualität von Betroffenen zu steigern. Dabei ist es außerdem möglich, dass die unterschiedlichen Wirkstoffe kombiniert werden können, um die verschiedenen Ansatzpunkte in die Behandlung mit einzubeziehen. Auch neue Innovationen und Technologien in anderen Bereichen wie künstliche Intelligenz und Machine Learning tragen dazu bei, dass pharmazeutische Forschungen beschleunigt und verbessert werden kann.