Geschäftsrisiken minimieren, die Fertigungsprozesse stabilisieren und Produkte sicher machen? Die Computersystemvalidierung (CSV) im Bereich Pharma spielt dabei eine Schlüsselrolle. Sie soll störungsfreie Prozesse ermöglichen.
Bei der Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten übernehmen Computersysteme immer mehr und immer wichtigere Aufgaben. Um einen reibungslosen Ablauf aller produktions-, entwicklungs- wie qualitätsbezogenen Prozesse sicherzustellen, liefert die Computersystemvalidierung (CSV) bewährte Standards.
Was ist eine Computersystemvalidierung?
Die Computersystemvalidierung (CSV) ist ein Verfahren, mit dem getestet, validiert und formell dokumentiert wird, dass ein reguliertes computergestütztes System genau funktioniert. Sprich: Die Validierung prüft, ob das System auf konsistente und genaue Weise, sicher, zuverlässig und nachvollziehbar ist. Dabei umfasst die Validierung prinzipiell sowohl Hardware als auch Software.
Das CSV-Verfahren kommt in vielen stark regulierten Branchen wie in der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie zum Einsatz. In diesen Sektoren werden Computersysteme unter anderem für den Betrieb und die Aufzeichnung einer Reihe von Prozessen und Aktivitäten eingesetzt.
Relevanz der Computersystemvalidierung
Zur Pflicht von beispielsweise Pharmaherstellern gehört es, die Patientensicherheit sicherzustellen. Das ist das oberste Ziel. Jedoch gehört es ebenso zu den Herstellerangaben, die Produktqualität und die Datenintegrität zu gewährleisten. Hierzu müssen viele komplexe Vorgaben aus nationalen oder internationalen Normen, Gesetzen und Richtlinien eingehalten werden. Einerseits bedeuten die umfassenden Vorgaben hohe Aufwände für die regulierten Unternehmen – gleichzeitig bringen sie aber auch einen geschäftlichen Nutzen: Denn gut definierte und spezifizierte Systeme sind leichter zu pflegen, haben kürzere Ausfallzeiten und führen zu geringeren Betriebs- und Instandhaltungskosten. Zudem lassen sich Fehler häufig früher erkennen und der Betrieb kontinuierlich verbessern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die zum Einsatz kommenden Computersysteme verlässlich das Folgende gewährleisten:
- Daten genau und konsistent erfassen
- eine unauslöschliche elektronische Datenspur erstellen
- eine transparent, rückverfolgbar und fälschungssicher Datenspur erstellen
- alle elektronischen Datensätze sicher und dauerhaft speichern
Wo wird die Computersystemvalidierung eingesetzt?
Die Computersystemvalidierung (CSV) wird auf computergestützte GxP-Systemanwendungen angewandt, die an jedem beliebigen Punkt des Forschungs-, klinischen Test-, Herstellungs-, Vertriebs- und Lagerungsprozesses eingesetzt werden. Beispiele können sein:
- Labor-Informations-Management-System (LIMS)
- Laborgeräte-Systeme (LIS)
- Systeme zur Überwachung klinischer Studien
Normen, Regeln und Richtlinien
Die Anforderungen an die Validierung sind sehr hoch und extrem komplex. Es gelten strenge nationale und internationale gesetzliche Vorgaben, die auch während des gesamten System-Lebenszyklus im validen Zustand eingehalten werden müssen. In der EU sind die Hersteller von Medizinprodukten verpflichtet, ihre Software und Systeme zu validieren. Dies ist in EudraLex Band 4 Anhang 11 über computergestützte Systeme geregelt. Die Validierung computergestützter Systeme ist auch in der ISO-Norm 13485 – für Medizinprodukte – vorgeschrieben. International bietet die Food and Drug Administration (FDA) im Code of Federal Regulations (CFR) unter FDA 21 CFR 11 detaillierte Kontrollen für elektronische Aufzeichnungen und elektronische Signaturen. Die FDA verlangt von den Herstellern medizinischer Geräte, dass sie die Software und Systeme, die bei der Herstellung medizinischer Geräte verwendet werden, gemäß 21 CFR 820 validieren.
In der Praxis erfolgt die Validierung meist nach der GAMP. Diese wird von zahlreichen Aufsichtsbehörden unterstützt und ist heute eine weltweit anerkannt. GAMP steht für „Good Automated Manufacturing Practice“, gute automatisierte Herstellungspraxis. Dies bietet eine pragmatische und praktische Führung, ein GxP-konformes computergestütztes System zu erreichen. Der Leitfaden beinhaltet vielfältige und skalierbare Validierungsansätze und Strategien. Allerdings ist der GAMP keine Norm und hat somit keinen verpflichtenden Charakter.
Durchführung der Computersystemvalidierung
Der Prozess der Validierung von Computersystemen ist zeit- und kostenaufwendig, aber notwendig, um die Datenqualität sicher und genau zu halten. In der Praxis braucht es entsprechende hochqualifizierte Fachkräfte, sogenannte CSV Spezialisten, die eine effiziente und effektive Durchführung der CSV gewährleisten. Sie sorgen unter anderem für einen dokumentierten Validierungsprozess, der konsistent und reproduzierbar nachweist, dass ein computergestütztes System seine Prozesse so ausführt, wie sie von ihm gefordert werden. Der gesamte Validierungsprozess begleitet den kompletten Lebenszyklus des Systems von der Definition der Anforderungen über den Betrieb bis zur Außerbetriebnahme. Auch entwickeln CSV Spezialisten Frameworks für CSV in Anlehnung an die GAMP-Leitlinien weiter und erstellen eigenverantwortlich einen CSV-Masterplan – nur einige von vielen Aufgaben hochqualifizierter Wissensarbeiter in diesem Umfeld.