Die weltweite Wirtschaft leidet unter den gravierende Folgen der Corona-Pandemie, doch die Einbrüche sind nicht überall gleich schwer zu spüren. Gerade selbständige Wissensarbeiter und Freelancer bleiben weitgehend verschont, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands für selbständige Wissensarbeit e.V. in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (IMI – Institut für Management und Innovation).
Befragt wurden dabei vom 24. Juni bis 13. Juli 2020 insgesamt 1.464 Freelancer, über 85% davon mit mehr als fünf Jahren Erfahrung als selbständige Erbringer wissensintensiver Dienstleistungen. 67% der Teilnehmer haben in der Regel einen Tagessatz von über 700 Euro, den sie auch jetzt noch erreichen. 33% gaben an, dass sie keine Auswirkungen auf ihre Auftragslage bemerken, weitere 5% haben sogar mehr Anfragen erhalten.
Selbständige Wissensarbeiter benötigen kaum finanzielle Soforthilfe
Dass ein aktuelles Projekt gestoppt wurde, erklärten 19% der Freelancer und 31% hatten in diesem Zeitraum noch keinen Folgeaufträge. Doch anders als in weiten Teilen der Wirtschaft benötigten die selbstständigen Experten weniger staatliche Unterstützung. Nur 20% haben einen Antrag auf Soforthilfe von Bund oder Ländern gestellt. Die überwiegende Mehrheit hat keinen finanziellen Bedarf (56% davon) oder sieht es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht als notwendig an (9% davon).
Nur geringe Anpassungen bei der Projektakquise
Für 76% der Befragten ergibt sich bei der Akquise von Projekten keine Veränderung, die bisherigen Wege waren auch weiterhin erfolgreich. Doch 22% mussten sich auf eine neue Situation einstellen. In der Gegenüberstellung der Veränderungseffekte zeigt sich, dass es bei Folgebeauftragungen bestehende Projekten zu größeren Diskrepanzen kommt. In dieser Gruppe wurden bei knapp 26% die Folgeaufträge geringer, aber bei nahezu 6% sogar mehr.
26% dieser Gruppe nutzen ihre eigenen Netzwerke nun stärker und ebenso viele setzten vermehrt auf Online-Portale. Die Rolle von Projekt- und Personaldienstleistern bleibt auch in der Krise stabil und wird für 20% sogar noch wichtiger.
Gesetzgebung muss Einsatz von externen Experten stärken
Für Florian Wiedner, Gründer der Aristo Group, machen die Ergebnisse in der aktuellen politischen Diskussion zur Stellung der Selbständigen in Deutschland vor allem eines deutlich:
„Gerade Solo-Selbstständige und Freiberufler zeigen in Zeiten der Krise ihre wahre Stärken: unverzichtbare Expertise und große Flexibilität sowie Eigeninitiative und gezielte Vorbereitung auf schwierige Zeiten. Das sichert ihnen in vielen Bereichen eine gute Auftragslage und macht sie von staatlichen Finanzierungshilfen unabhängig. Freiberuflichkeit ist eines der wesentlichen Arbeitsmodelle und eine essentielle Säule des gesamten Arbeitsmarktes.
Selbständige Wissensarbeiter und Freelancer haben ihre eigene Einkommenslage im Griff, doch werden sie viel oft von der Politik als schutzbedürftige Abhängige gesehen. Doch was sie wirklich brauchen, sind die rechtlichen Freiheiten und politischen Rahmenbedingungen, damit sie ihre Rolle als Stützen der wirtschaftlichen Entwicklung ausfüllen können.“