Trendprognose: Hop oder Top - Wie sieht die Zukunft aus für Headhunter? Personalberater sterben aus! So lautet die These zahlreicher Diskussionsforen und Expertenartikel in der Branche.
Die verschiedenen Innovationen im Recruiting-Bereich sollen dazu führen, dass Unternehmen zukünftig vermehrt eigene HR-Kompetenzen etablieren und dadurch weniger (bis überhaupt nicht mehr) auf externe Personalberater und Headhunter angewiesen seien.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Gerade diese Recruiting-Innovationen machen die externen Personalberater nämlich erst recht unverzichtbar. Wieso? Lassen Sie uns einen kurzen Blick in die Zukunft werfen.
Personalberatung: Nicht die Branche wandelt sich, sondern das Umfeld
Dass sich in der Personalberatungsbranche derzeit ein rascher Wandel vollzieht, ist offensichtlich. Dennoch ist es eigentlich nicht die Branche selbst, welche sich verändert.
Stattdessen vollziehen sich zahlreiche Entwicklungen in ihrem Umfeld sowie bei den Unternehmen (Kunden), welche wiederum Auswirkungen auf die Headhunting-Branche nach sich ziehen:
• Das Recruiting entwickelt sich aufgrund der Digitalisierung rasch weiter und wandert auf neue Kanäle wie Social Media ab.
• Der demographische Wandel treibt den Fachkräftemangel voran. Für Unternehmen stellt das neue Herausforderungen an ihr Employer Branding sowie ihre Recruiting-Strategien, um ausreichend hoch qualifiziertes Fachpersonal finden, gewinnen und binden zu können.
• Die Generation Y, auch „Digital Natives“, bringt allerdings veränderte Wertvorstellungen und Wünsche mit. Sie lässt sich durch Unternehmen nicht mehr (nur) mittels materieller Werte locken. Sie sucht vielmehr nach einem Sinn in ihrer Tätigkeit, nach einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Eigenverantwortung, Flexibilität und einer ausgewogenen Work-Life-Balance.
• Der Trend geht weg von langfristigen Arbeitsverhältnissen hin zu häufigen Jobwechseln und „Patchwork“-Lebensläufen. Die Unternehmen müssen daher flexibler werden und kreativere Strategien entwickeln, um die Loyalität ihrer Mitarbeiter sowie die Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Bindung zu stärken.
• Die Konkurrenzsituation um die Fachkräfte verschärft sich zunehmend. Personalgewinnung und -bindung müssen in vielen Unternehmen völlig neu definiert, (um-) strukturiert und etabliert werden.
• Das klassische „Post and Pray Recruiting“ und die einfache Stellenanzeige in der Tageszeitung haben ausgedient. Recruiting wird mehr und mehr zur Herausforderung, die nur durch den perfekten Mix aus Knowhow und Kreativität gemeistert werden kann.
Active Sourcing – Die „Personalberatung von morgen“
Diese Entwicklungen verändern auch die „Personalberatung von morgen“: Die Arbeitgeber müssen neue Strategien entwickeln, um die raren Fachkräfte frühzeitig ausfindig zu machen, überzeugend anzusprechen (Stichwort Employer Branding) und diese langfristig an ihr Unternehmen zu binden.
Nur so können der Fachkräftemangel gemeistert und die Fluktuation gemindert werden. Das sogenannte „Active Sourcing“ gewinnt in diesem Zuge zunehmend an Bedeutung.
Es geht darum, die geeigneten Kandidaten frühzeitig (!) aktiv anzuwerben. Hierfür sind klar definierte Stellenprofile sowie passgenaue Employer Branding Strategien vonnöten.
Große Kontaktdatenbanken sowie ein kontinuierliches Abscannen des Arbeitnehmer-Marktes spielen dabei ebenfalls eine große Rolle – und genau hier kann die „Personalberatung von morgen“ ihre Expertise ins Spiel bringen.
Der Fachkräftemangel macht Fachkräfte der Personalberatung notwendig
Natürlich wird es vermehrt dazu kommen, dass vor allem Großunternehmen eigene HR-Kompetenzen etablieren.
Gerade KMUs hingegen fehlt, es hierfür aber in der Regel an finanziellen sowie personellen Ressourcen. Externe Personalberatungen werden daher in Zukunft – entgegen des weit verbreiteten Irrglaubens – zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Nur wird sich eben ihr Tätigkeitsbereich verlagern:
• Es ist davon auszugehen, dass Headhunter zunehmend Fachkräfte und Spezialisten rekrutieren werden.
• Das Headhunting für „08/15-Positionen“ stirbt hingegen aus, da Unternehmen dank der Digitalisierung via Xing & Co immer einfachere Recruiting-Wege offenstehen.
• Stattdessen ist es notwendig, dass der Headhunter gezielt nach geeigneten Fachkräften sucht, sei es auf Messen, Veranstaltungen oder über Social Media.
• Social Media Recruiting, zum Beispiel über Twitter, ist dabei sehr zeitintensiv. Die Halbwertszeit eines Postings liegt bei schätzungsweise 15 bis 30 Minuten.
• Zugleich muss der Headhunter eine Datenbank mit geeigneten Kandidaten anlegen und kontinuierlich pflegen.
• „Jeder Kontakt muss sitzen“ – nur eine ganzheitliche Recruiting- und Employer-Branding-Strategie kann Fachkräfte in Zukunft noch erreichen, überzeugen und langfristig binden.
• Und zuletzt muss er das Unternehmen auch noch professionell hinsichtlich einer überzeugenden Employer-Branding-Strategie beraten können, damit seine aktive Anwerbung überhaupt fruchten kann.
Wie steht es also um die "Personalberatung der Zukunft"?
Das Fazit lautet also: Personalberatung wird immer komplexer und bedarf gut ausgebildeter Spezialisten. Headhunter und Unternehmen müssen zunehmend Hand in Hand arbeiten, um eine überzeugende Recruiting-Strategie „aus einem Guss“ entwickeln zu können. Die „Personalberatung der Zukunft“ ist daher äußerst zeitintensiv und benötig sowohl Knowhow als auch eine Menge Kreativität.
Aus diesem Grund werden vor allem KMUs in Zukunft mehr und mehr auf externe Headhunter zurückgreifen, um interne Ressourcen einzusparen. Der Headhunter stirbt also nicht aus. Im Gegenteil: Er wird immer wichtiger – nur eben auf anderer Ebene.