Die Zahl der Blutkonserven ist aktuell auf einem sehr niedrigen Stand - noch immer eine Auswirkung der Corona-Pandemie. Wieso es so wichtig ist, dass genügend Menschen Blut spenden gehen und welche Rolle künstliches Blut zukünftig in der Gesundheitsversorgung spielen wird, erfahren Sie im Beitrag.
Bereits vor der Pandemie war die Anzahl der Blutspender bereits leicht rückläufig. Während dieser Zeit ist die Zahl jedoch noch weiter gesunken, da sich viele Menschen keinen zusätzlichen gesundheitlichen Risiken aussetzen wollten. Eine Entwicklung, von der sich der Gesundheitssektor im Moment noch nicht erholt hat. Ausserdem werden in den nächsten Jahren viele regelmässige Spenderinnen und Spender aufgrund der Altersgrenze nicht mehr spenden können. Umso wichtiger ist es, dass mehr Personen bereit sind, wieder Blut zu spenden, um wieder genügend Reserven aufbauen zu können.
Faktencheck: Unser Blut
Das Blut eines Menschen macht durchschnittlich ungefähr 8 % seines Körpergewichts aus. Durch den Körper einer Frau fliessen folglich durchschnittlich fünf Liter Blut, bei Männern ist es in der Regel etwa ein Liter mehr. Unser Blut bewegt sich dabei mit einer Geschwindigkeit bis zu 4 km/h durch unseren Körper: Pro Minute fliesst das gesamte Blut eines Menschen also einmal durch seinen Kreislauf.
Aufgaben des Bluts sind neben dem Transport von Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen auch der Abtransport von Kohlendioxid und Stoffwechselprodukten.
Die Bestandteile
Unser Blut besteht aus verschiedenen Komponenten: Die Hauptbestandteile sind die zellulären Bestandteile (Blutzellen), Eiweisse und Flüssigkeit. Dabei gehören zu den Blutzellen die Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Leukozyten (weisse Blutkörperchen). Gebildet werden die Blutzellen im Knochenmark. Dieses füllt die Hohlräume vieler Knochen und ist ein schwammartiges und stark durchblutetes Gewebe. Aus den Vorläuferzellen (Blutstammzellen), die im Knochenmark zu finden sind, entwickeln sich dann die roten und weissen Blutkörperchen sowie die Blutplättchen.
Die im Blut enthaltenen Eiweisse werden hingegen in der Leber produziert und sind für den Transport von vielen Stoffen verantwortlich.
Die Relevanz des Blutspendens: Eine Spende kann bis zu drei Leben retten
Blutspenden werden unter anderem für Operationen, Behandlungen von schweren Erkrankungen (z.B. Krebs) und Versorgungen von Unfallopfern benötigt – täglich insgesamt etwa 15.000 Stück. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum man Blut spenden sollte. Offensichtlich ist, dass man mit seiner Blutspende Leben retten kann – eine einzelne Blutspende kann sogar bis zu drei Menschen retten.
Persönliche Vorteile einer Spende
Das Blutspenden hat aber auch persönliche Vorteile: Vor jeder Blutspende erfolgt eine ärztliche Untersuchung, bei der der Blutdruck und Puls gemessen und das Blutbild bestimmt wird. Ausserdem wird das Blut nach der Abnahme auf verschiedene Infektionskrankheiten überprüft, wie Hepatitis B und C (Gelbsucht), HIV (AIDS) und Syphilis. Zudem werden bei regelmässigen Spendern alle zwei Jahre die Leber- und die Nierenwert überprüft.
Herausforderungen mit Blutkonserven
Auch wenn Empfängerinnen und Empfänger von Blutspenden heutzutage kaum noch Probleme mit dem gespendeten Blut haben, beispielsweise hinsichtlich der Übertragung von Krankheiten, kommt es vereinzelt nach wie vor zu Unverträglichkeiten. Zudem beträgt die Haltbarkeit der Blutkonserven nur 42 Tage – danach können sie nicht mehr verwendet werden. Daher wird neben dem öffentlichen Appell zur Blutspende auch an alternativen Lösungen für die Versorgung mit Blut geforscht.
Innovationen: Blutersatzlösungen für eine bessere Versorgung
Eine Möglichkeit, die schon seit langer Zeit immer wieder diskutiert wird, ist das künstliche Blut als Ergänzung oder Ersatz zu Blutkonserven. Der Begriff „künstliches Blut“ ist heutzutage weniger zutreffend als Bezeichnungen wie „Blutersatzlösungen“. Die aktuelle Forschung versucht nämlich nicht, künstliches Blut in Gänze zu entwickeln, sondern konzentriert sich auf die Herstellung der einzelnen Bestandteile des Bluts, wie zum Beispiel rote Blutkörperchen. Patientinnen und Patienten benötigen nämlich in den meisten Fällen nur bestimmte Komponenten des Bluts, vor allem wenn es um die Behandlung von Erkrankungen geht.
Blutzellen haben keinen Zellkern
Neben hohen Kosten stehen Forscher diesbezüglich allerdings vor einer grossen Herausforderung: Blutzellen haben im Gegensatz zu den anderen Zellen im menschlichen Körper keinen Zellkern. Das liegt daran, dass diese Zellen besonders klein sowie elastisch und flexibel sein müssen, um auch in die kleinsten Arterien zu passen.
Theoretisch gibt es für dieses Problem verschiedene Lösungen: Der Zellkern könnte herausgeschnitten werden oder ausserhalb der Zelle ausgebildet werden. Leider sind diese Optionen jedoch sehr komplex und in der Praxis nur schwer umsetzbar, vor allem wenn es um grössere Mengen an beispielsweise roten Blutkörperchen geht. Die generelle Züchtung dieser Blutzellen im Labor ist Forscherinnen und Forschern zwar schon gelungen, allerdings geht es jetzt darum, die Effizienz zu steigern, um auch grosse Mengen herstellen zu können.
Erfolge in der Stammzellforschung
Einen Durchbruch in der Stammzellforschung haben John Gurdon und Shinya Yamanaka im Jahr 2012 geschafft. Dieser wurde auch mit einem Nobelpreis ausgezeichnet. Den beiden Forschern gelang es, eine fertig ausgebildete menschliche Hautzelle durch die Zugabe von Enzymen wieder zu einer unreifen Stammzelle zu entwickeln. Das bedeutet, dass für immer mehr Patientinnen und Patienten hoffentlich zukünftig aus körpereigenen Zellen Gewebe gezüchtet werden kann, wie es auch schon einem Ärzteteam aus den USA und Mexiko mit Harnröhren für fünf Jungen gelungen ist. Das hätte den grossen Vorteil, dass dieses Gewebe vom Körper erkannt und nicht vom Körper abgestossen werden würde.
Blutspenden bleibt weiterhin ein wichtiger Akt der Solidarität
Auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ohne Probleme möglich ist, künstliches Blut – in egal welcher Form – im Labor zu entwickeln, lässt sich dennoch positiv in die Zukunft blicken. In den letzten Jahren wurden grosse Fortschritte gemacht und es gibt einige Forschungsgruppen, die sich intensiv mit genau diesem Thema beschäftigen. Nichtsdestotrotz ist es auch weiterhin enorm wichtig, dass genug Menschen freiwillig Blut spenden.
Wo kann ich Blut spenden?
Je nach Land oder Stadt gibt es eine Vielzahl an Stellen, an denen man seine Blutspende geben kann. In Deutschland gibt beispielsweise es zahlreiche Standorte des DRK, aber auch Haema ist oft vertreten. Die meisten Organisatoren vergeben Termine, über die man sich im Vorfeld kurz informieren sollte. Dennoch ist das Blutspenden für den Spender oder die Spenderin ein vergleichsweise geringer Aufwand mit niedrigen Risiken und grossem – sogar überlebenswichtigem – Mehrwert für die Empfänger.